Blacky1904 
Tripel-As

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Dauerbrenner Finke l?st Rehhagel ab
Volker Finke ist seit ?ber 14 Jahren Trainer beim SC Freiburg
M?nchen - Vielleicht ist das die einfachste Erkl?rung: Es passt einfach.
Freiburg und Volker Finke, das sind zwei, die sich gesucht und gefunden haben.
Hier die 200.000-Einwohner-Stadt im s?dlichen Schwarzwald: ?ko-Hauptstadt, gr?ner Oberb?rgermeister, 20.000 Studenten, viel Sonnenschein - ein bisschen heile Welt.
Dort Volker Finke, Lehrer aus ?berzeugung, erkl?rter Linker und Fu?ball-Philosoph.
Seit 14 Jahren Chefcoach
Ein geb?rtiger Niedersachse zwar, aber mittlerweile eigentlich schon in S?dbaden eingeb?rgert. Kein Wunder nach mehr als 14 Jahren als Chefcoach des SC Freiburg.
Auf den Tag genau 5203 Tage ist er am Mittwoch im Amt und damit einen Tag l?nger als Otto Rehhagel beim SV Werder Bremen. Keiner war als Trainer im deutschen Profi-Fu?ball l?nger bei ein und demselben Verein t?tig.
Trotzdem wird es keine Feier geben. "Ich habe keinen Schimmer, wann dieser Tag genau ist. Dar?ber mache ich mir keine Gedanken", sagt Finke. "Zum Rekord kann ich doch gar nichts."
"Der SC Freiburg ist Finke"
Dass sich der Jubilar jegliche Lobeshymnen verbittet und per Pressemitteilung alle Interviews zum Thema verweigerte, passt dann auch wieder trefflich ins Bild. Die etwas andere Stadt mit dem etwas anderem Fu?ballverein und dem etwas anderen Trainer.
Wobei die letzten beiden Punkte eigentlich auf einen Aspekt reduziert werden k?nnen. "Der SC Freiburg ist Finke", hat es Pr?sident Achim Stocker auf den Punkt gebracht.
Keiner wei? besser, als der seit 34 Jahren amtierende Klubboss, dass es der Sportclub ohne seinen Vorturner niemals zu seinem bescheidenen Wohlstand und seiner Beliebtheit geschafft h?tte.
1993 erstmals in der Bundesliga
Gerne hat Finke immer wieder die Geschichte erz?hlt, wie er am 1. Juli 1991 im maroden Dreisamstadion anfing. Die Gesch?ftsstelle ehrenamtlich von einem Rentner geleitet wurde, ein Faxger?t gab es nicht.
Entsprechend waren die Vorgaben. "Steigen Sie blo? nicht auf", sagte Stocker. "Wir haben kein Geld." Ein Jahr hielt sich Finke daran, dann gelang dem Team aus dem Breisgau 1993 erstmals der Sprung in die Bundesliga.
Offen und ehrlich
Es war die Phase, in der Finke noch offen und ehrlich seine Meinung ?u?erte: ?ber Politik und Fu?ball, modernes Spiel, teure Stars und die verp?nte Boulevardpresse.
Eine Zeit lang war er der neue Medienliebling. Doch ale der Neuling in der Tabelle immer tiefer rutschte, bekam er seine kritischen Aussagen doppelt und dreifach zur?ck.
Am Ende fingen die Freiburger am letzten Spieltag noch den 1. FC N?rnberg ab und schafften den nicht mehr erwarteten Klassenerhalt. Im Jahr darauf spielten Cardoso, Todt und Heinrich den sch?nsten Freiburger Fu?ball aller Zeiten und wurden Dritter. Die Breisgau-Brasilianer" waren geboren.
R?ckzug von der Presse
Finke war angekommen in der Bundesliga, auch was den Umgang mit der Presse betrifft. Seitdem h?lt er sich extrem zur?ck und redet im Normalfall nur ?ber Fu?ball und ?ber die Medien, deren Treiben er nach wie vor mit gro?em Argwohn be?ugt.
Grund daf?r war die massive Kritik, die ihn nach den drei Abstiegen aus der Bundesliga - 1997, 2002 und 2005 - mehr zusetzte als er es zugeben w?rde. Aber nachdem die SC-F?hrung um Stocker im ersten Abstiegsjahr auf eine Entlassung als letztes Mittel verzichtete, ist Finke praktisch unk?ndbar.
SC-Treue trotz lukrativer Angebote
Denn er hat das Vertrauen gleich mehrfach zur?ckgezahlt. Nach dem ersten Abstieg gingen 16 Spieler, 14 Neue kamen - der Sportclub schaffte den direkten Wiederaufstieg, hielt sich in der Liga und schaffte 2001 sogar zum zweiten Mal den Einzug in den Uefa Cup. Au?erdem lehnte er lukrative Angebote aus Bremen, Hamburg und Leverkusen ab.
Mindestens ebenso wichtig war sein Engagement f?r die Freiburger Fu?ballschule, durch die ein Fundament f?r die Zukunft geschaffen wurde, und den ?kologischen Um- und Ausbau des Dreisamstadions. Und er schaffte nach dem Abstieg 2002 zum zweiten Mal den direkten Wiederaufstieg.
Tiefpunkt in der vergangenen Saison
Die bislang letzte Episode Bundesliga in Freiburg dauerte nur zwei Jahre und die miserable abgelaufene Spielzeit, als der SC mit mageren 18 Punkten und grausamem Fu?ball die Fans verprellte, stellten einen Tiefpunkt der ?ra Finke da.
Doch als die Kritik erneut lauter wurde, war es erneut die Klubf?hrung, die den Trainer zum Weitermachen dr?ngte. Denn mittlerweile haben sie beim Sportclub regelrecht Angst vor der Zeit nach Finke. Ohne ihn k?nne alles zusammenbrechen, lautet die Sorge.
Daher gilt beim Jubil?um mehr denn je die These, dass sich Finke in Freiburg nur selbst entlassen kann. Und sollte er tats?chlich den vierten Aufstieg schaffen, wird das virtuelle Denkmal f?r ihn vielleicht tats?chlich gebaut.
Ehrensache, dass Volker Finke nicht zur Enth?llung kommen w?rde.
Martin Volkmar
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